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Projekte/Aktionen

Die Baumhasel an der Hohenstaufenallee/Lütticher Str

Eine Baumtragödie


Die türkische Baumhasel (Corylus colurna) an der Hohenstaufenallee, Ecke Lütticher Straße war ein prägnanter Baum mit außergewöhnlich symetrischem Wuchs. Manche bezeichnen ihn als schönsten Baum Aachens. Innerhalb von nur drei Jahren ist seine Vitalität zusammengebrochen. Ein Vergleich von vor einigen Jahren und vor einem Jahr zeigen die Fotos überdeutlich.

Nicht weit entfernt, in der Limburger Straße, steht eine ganze Allee an türkischen Baumhaseln, die zwar teilweise auch unter den Hitzesommern gelitten haben, aber trotzdem dicht begrünt sind. Daher drängt sich der Zusammenhang mit der Baumaßnahme eines Wohnblocks mit Tiefgarage direkt daneben als auslösendem oder stark beschleunigendem Moment für das rapide Absterben stark auf.

Nachdem im Frühjahr letzten Jahres sich schon kaum noch Blattwerk entwickelt hatte und bis zum zweiten Vegetationsschub (Johannistrieb) sich nichts weiter tat, hat der Aachener Baumschutzbund bei einer Begehung festgestellt, daß die Tröpfelschlauchbewässerung, die spiralig um die Baumscheibe gelegt war, in dem trockenheitsvergilbten Rasen ausgetrocknet und allem Anschein nach schon länger nicht mehr in Funktion war. Verbunden war das System mit einem separaten Baustellen-Wasseranschluß, der hinter einem Bauzaun vom benachbarten Baugelände wahrscheinlich einfach nicht bedient worden war.

Daraufhin hat der Aachener Baumschutzbund (ABB) im Juli 2022 dringend an Umweltamt und Stadtbetrieb appelliert, sich um den darbenden Baum zu kümmern, was dann auch endlich geschah.

Aber nicht der Stadtbetrieb, sonst pflegerisch tätig für öffentliches Grün und die Stadtbäume zuständig, sondern eine vertragliche Abmachung zwischen Umweltamt und dem Bauträger, wegen der nahen Ausschachtungsarbeiten für die Tiefgarage, sahen vor, daß die Baumschutzaufgabe vom Bauträger zu leisten sei. Näheres blieb für die Öffentlichkeit intransparent wegen Datenschutz, wie stets bei solchen Fällen. Nach eilends versuchtem Nachholen von Notdüngung und Bewässerung wollte man die weitere Entwicklung in 2023 abwarten.

Beim Frühjahrsaustrieb 2023 war schon ersichtlich, daß der noch geringer ausfiel und sich auch mehr Öffentlichkeit anfing zu beschweren. Die Zeitung griff das Thema im Mai auf und der Baum wurde von Umweltamt und städtischem Pressesprecher als „stark abgängig“ bezeichnet aber schon voreilig als nicht mehr standsicher abgeschrieben. Das ist natürlich übertrieben, weil allenfalls ältere Totholzäste ausbrechen können, aber kein so starkstämmiger Baum mit Restvitalität einfach so umfällt, denn übliche Baumkrankheiten waren auch nicht festgestellt worden.

Mit Fällen-müssen ist man ja schnell bei der Hand, nicht so mit der Ursachenanalyse, vor allem wenn es um Versäumnisse und mangelnde Kontrolle geht. Aber wie gesagt: Datenschutz!

Daß abgestorbene, sicherheitsgefährdend kranke Bäume auch altersbedingt gefällt werden, kann notwendig sein. Der Verlust an charakteristischen, altehrwürdigen Bäumen schmerzt so manchen Baum- und Naturliebhaber. Aber das „Bäumchen-wechsel-dich-Spiel“ wird bei Kommunen sehr leichtfertig betrieben. Bäume weghauen, wenn sie nicht mehr passen und – wenn es die Baumschutzsatzung bestimmt – einfach neue setzen. Das geht immer und was nicht satzungsgemäß ist, bleibt verschwunden.

Der Zusammenhang des Niedergangs der Bilderbuch-Baumhasel mit der benachbarten Baustelle ist nicht zu leugnen, auch wenn parallel die letzten Jahre lange Dürreperioden mit sich brachten. Allgemein ist die Baumhasel schon ein robuster Baum, weshalb sie gerne als Straßenbaum gepflanzt wird, gerade auch hinsichtlich Klimafolgenanpassung. Und woanders gedeiht sie ja auch zuverlässig. Wie robust sie trotzdem all die Jahrzehnte zu ihrer prächtigen Statur gewachsen war, zeigte eine Bodenprobe, die kürzlich ergab, daß der Untergrund großteils aus alten Bauschutt besteht. Probleme bereitet, wie bei allen Bäumen, das Parken von Autos auf den Baumscheiben, das beschwert die Haselbäume etwa in der Limburger Straße. Die Baumhasel an der Hohenstaufenallee betraf das nicht, die steht frei auf großzügig bemessener Grünfläche, auf der noch wenigstens ein weiterer Baum Platz hätte.

Im Juni hat der Aachener Baumschutzbund mehr als symbolischen Akt, nach dem Motto, ein Tropfen auf den heißen Stein ist besser als gar keiner und um auf das Dilemma hinzuweisen und nicht untätig bleiben zu wollen, Bewässerungssäcke für Bäume angebracht, obwohl die eher Neupflanzungen unterstützen sollen. Parallel wurden Protestbanner von Anwohnern an den Baum geheftet. Auch der Stadtbetrieb als Handlungsinstanz wollte nicht untätig bleiben und hat eigenverantwortlich großzügig nochmal einen letzten Anlauf genommen, den Baum zu retten, trotz der geringen Aussicht, nachdem auch der Johannistrieb der diesjährigen Vegetationszeit keine Besserung gezeigt hat. Mit Bodenbelüftung, Substrat-Tiefeninjektion, Düngung und guter Bewässerung will man sehen, ob diese Maßnahme als letzter Rettungsversuch im nächsten Frühjahr 2024 fruchtet. Immerhin bedeutet das noch ein Abwarten und damit ein Verzicht auf voreilige Fällabsichten. Hinweise des Aachener Baumschutzbundes an die Zeitung über den Zustand und die Bemühungen von Bürgerinnen und Bürgern um die Baumhasel wurden zweimal ignoriert.

Weiterhin haben Baumfreundinnen von uns den Baum fast täglich betreut und fleißig Wasser angefahren. Schließlich hat ein Aufruf zu einer Protestaktion am 9.6. geführt, zu der auch Presse und Fernsehen kamen. Während im WDR 3 – Lokalzeit Aachen am selben Abend ein kurzes Statement des Aachener Baumschutzbundes gesendet wurde, hat die Lokalpresse über unsere Initiative wider besseren Wissens nichts berichtet. Zitiert wurde dagegen ausführlich der Pressesprecher der Stadt Aachen, der gar nicht vor Ort war und der nur Infos vom Hörensagen weitergeben konnte. Zum Glück konnten wenigstens zwei Leserbriefe zu dem Thema noch platziert werden. Und eine kritische Anfrage ging an die Stadtverwaltung und die politischen Fraktionen.

Daß solche Maßnahmen die dem Baumschutz dienen sollen, um Baumaßnahmen zu ermöglichen und am Ende zwar die Baumaßnahme erfolgreich durchgeführt ist, aber die Bäume Schaden nehmen, wenn nicht gar zugrunde gehen, geschieht immer wieder.

Schon 2 Wochen nach der Protestaktion mußten 3 Bäume im Lehmkülchen (Passstraße/Grüner Weg) gefällt werden, darunter eine alte Blutbuche von ca. 140 Jahren. Durch Bodenverdichtungen durch Baumaßnahmen im Umfeld hatte der geschädigte Wurzelstock tödlichen Pilzbefall. Hier war die Standsicherheit tatsächlich gefährdet. Daß wieder neue Bäume nachgepflanzt werden, ist dabei ein nur schwacher Trost.

Apropos Nachpflanzungen: im selben Artikel über die Baumhasel in der Zeitung vom 20.5.2023 werden die stolzen Bemühungen der Stadt gelistet, was Baumpflanzungen betrifft, unter anderem in der Rottstraße ganze 19 Stück. Nicht erwähnt wird, daß dort die noch recht jungen Kastanien, ebenso viele an der Zahl vor ca 8 oder 9 Jahren gefällt wurden, danach wurde Ersatz gepflanzt, der über einige Jahre wegen Vandalismus und Absterben größtenteils verloren ging und nun hat man wieder 19 Jungbäume gepflanzt. Ersatz von Ersatz. Nachhaltig ist das nicht, so werden Bäume nie alt.

Deshalb ist es ja gerade so wichtig, den Baumbestand, der standortheimisch gewachsen ist zu erhalten. Eben das ist der Kern unserer Bemühungen als Aachener Baumschutzbund und wir würden nicht als Initiative existieren, wenn dem von Seiten der Kommune Rechnung getragen würde. Leider sieht es trotz Klimanotstand, Artensterben und Naturzerstörung weiterhin so aus, daß der geringste Anlaß an Begehrlichkeiten genügt, alle Versprechungen fallen zu lassen und die Zerstörungen von Grünflächen und Bäumen als „unter Abwägung aller Umstände als verträglich“ zuzulassen.

8.8.2021 Greenwalks: vom Frankenberger Viertel in den Aachener Wald

Wir werden Spazieren gehen/wandern, etwa 2 Stunden lang, und uns über Nachhaltigkeit in Aachen unterhalten, es sind Mitglieder der örtichen NGO’s zur Nachhaltigkeit anwesend und auch eingeladen und auch alle anderen an der Nachhaltigkeit Interessierten. Möglichkeit des Kennenlernens der jeweiligen NGO und außerdem Infos vom Aachener Baumschutzbund.
 
Jeder ist willkommen der an Klimaschutz/Artenschutz usw interessiert ist.

Bitte Mundschutz mitbringen, wir werden die aktuellen Covid beschränkungen einhalten. genügend Abstand zu den anderen Teilnehmern halten.

Wir treffen uns am Westeingang des Frankenberger Parkes , beim Brunnen.


9.5.2021 Teilnahme an der Roten-Linie-Protestkundgebung gegen den Tagebau Hambach

Es war das 7. Jahr der monatlichen Protestkundgebungen und Führungen, initiiert vom Waldpädagogen Michael Zobel. Neben vielen anderen Initiativen engagiert sich der ABB für den Erhalt des alten Hambacher Bürgewaldes bereits seit 2012, als die erste Waldbesetzung stattfand und begleitet und unterstützt die Proteste seitdem als Projekt auch über die Grenzen der Aachener Städteregion hinaus.